Kollaborativer Konsum: Hype oder Versprechen?

Kollaborativer Konsum (KK), auch bekannt als Sharing Economy, kann den Energieverbrauch reduzieren. Damit das Sparpotenzial nicht überschätzt wird, gilt es aber auch, die negativen Nebeneffekte zu berücksichtigen. Mit geeigneten wissensbasierten Massnahmen lässt sich das Energiesparpotenzial sowohl auf der Kontextebene als auch auf der individuellen Ebene identifizieren und ausschöpfen.

  • Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)

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    In der aktuellen öffentlichen Debatte, wird KK oft mit Energiesparen in Verbindung gebracht. Die Forschung zur Nachhaltigkeit von KK hat sich jedoch noch kaum mit dieser Frage befasst. Deshalb ist noch nicht geklärt, ob KK mit Blick auf Energiesparen ein Hype oder wirklich vielversprechend ist.

  • Zielsetzung

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    Das Projekt analysierte das Energiesparpotenzial von KK unter Berücksichtigung möglicher negativer Begleiterscheinungen wie Rebound-Effekte, es identifizierte Faktoren, die KK auf Angebots- und Nachfrageseite fördern oder hemmen, evaluierte ein Carpooling-System und ein begleitendes Paket an Marketingmassnahmen in einem Schweizer Unternehmen, und es entwickelte schliesslich Empfehlungen für praktische Massnahmen zur Ausschöpfung des Energiesparpotenzials.

  • Resultate

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    Die Fallstudie zu Carpooling (zu Freizeitzwecken) ergab für die Schweiz ein kurzfristiges Energiesparpotenzial von 490’000 GJ (Gigajoule) pro Jahr. Dies basiert auf einer durchschnittlichen Energieeinsparung von 1’500 MJ (Megajoule) pro Person und Jahr. In der untersuchten Carpooling-Fallstudie eines Schweizer Unternehmens (Swiss Re) hingegen ergab sich eine Energieeinsparung von 13’600 MJ pro Person und Jahr. Diese Differenz ist damit zu erklären, dass der Arbeitsweg täglich zurückgelegt wird, während entsprechende Freizeitfahrten nur einige Male pro Jahr und Person vorkommen.

    Im Gegensatz zum Carpooling resultierte für Airbnb eine Gesamtenergiebilanz mit einem Mehrverbrauch von 281 MJ pro Übernachtung.

    Auf der Kontextebene sind die Haupthürden für die Verbreitung und Etablierung von Sharing-Plattformen soziokultureller, rechtlicher und politischer Natur – und beim Carpooling ist es der sehr gut organisierte öffentliche Verkehr in der Schweiz.
    Auf individueller Ebene lauten die Handlungsempfehlungen aufgrund der Studie: Das Angebot muss sichtbar sein, besser als die Alternative, einfach zu nutzen, ethisch und vertrauenswürdig.

  • Bedeutung

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    Bedeutung für die Forschung

    Unseres Wissens ist dies die erste Studie, welche die Energieeinsparungen durch Carpooling und Airbnb unter Berücksichtigung direkter und indirekter Rebound- und Spillover-Effekte evaluiert hat. Im Gegensatz zu den meisten bestehenden Studien beinhaltet diese Arbeit zudem ein umfassendes psychologisches Modell zur Erklärung individueller Faktoren beim Carpooling.

    Bedeutung für die Praxis

    Erstens zeigen die Ergebnisse, dass bei der Bewertung des Energiesparpotenzials allfällige negative Nebeneffekte nicht unterschätzt werden dürfen. Zweitens ist es beim Carpooling entscheidend, eine kritische Masse zu erreichen – zum Beispiel indem mehrere Unternehmen, die nahe beieinander liegen, ein gemeinsames Carpooling anbieten. Das realistische Potenzial von Carpooling sollte jedoch dann nicht nur anhand entsprechender theoretischer Parameter (Anzahl Mitarbeitende, Wohnorte), sondern beispielsweise auch anhand einer Umfrage eingeschätzt werden. Drittens sollte Carpooling so flexibel wie möglich ausgestaltet sein, damit die Nutzenden möglichst unabhängig bleiben. Um das Energiesparpotenzial im Bereich von Airbnb besser nutzen zu können, sollte viertens darauf hingearbeitet werden, dass das Teilen von Wohnflächen im Zentrum steht, und weniger die Vermietung von andernfalls leerstehenden Wohnflächen. Eine gemeinsam mit allen Stakeholdern ausgearbeitete Strategie könnte die dafür nötigen Regulationen erleichtern.

  • Originaltitel

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    Hype or Promise? The Contribution of Collaborative Consumption to Saving Energy