Abgeschlossenes Projekt: Verhaltensmechanismen beim Stromverbrauch in Privathaushalten

Das Bild zeigt vier Stromsteckdosen.

Das Projekt untersuchte, wie gross das Energiesparpotenzial ist, wenn Privathaushalte detaillierte Rückmeldungen über ihren Stromverbrauch erhalten.

Unvollständige Informationen und zu wenig Aufmerksamkeit sind zwei Haupthindernisse, ressourceneffiziente Entscheidungen zu treffen. Allgemein wurde angenommen, dass die Einführung von Smart Meters die Information verbessert und den Energieverbrauch von Privathaushalten deutlich senkt. Es gibt jedoch Hinweise, dass in Ländern wie der Schweiz, Deutschland oder Österreich, die bereits einen moderaten Stromkonsum aufweisen, der Energieverbrauch durch Smart Meters um lediglich rund 3 Prozent zurückgeht.

Das Ziel des NFP-71-Projektes "Verhaltensmechanismen beim Stromverbrauch in Privathaushalten" unter der Leitung von Prof. Lorenz Goette von der Universität Bonn bestand darin zu untersuchen, ob ein verhaltensspezifisches Feedback beitragen kann, diese mässigen Spareffekte zu steigern, und ob Rückmeldungen in Kombination mit verhaltensspezifischen Anreizen die Sparbemühungen verstärken. Zu diesem Zweck wurde ein gross angelegter Feldversuch mit Daten von mehr als 1000 Privathaushalten durchgeführt. Alle Versuchsgruppen erhielten eine Smartphone-App, die ihnen Rückmeldungen über ihren Stromverbrauch gab. Es wurden fünf Versuchsgruppen mit unterschiedlichen Rückmeldungen und Anreizen gebildet.

Bei aggregierten Informationen über den Stromverbrauch alleine waren keine signifikanten Spareffekte zu verzeichnen. Die Ergebnisse sind damit jedoch nicht wesentlich anders ausgefallen als bei anderen Studien, in denen geringe Spareffekte (2 bis 3 Prozent) für vergleichbare Haushalte beobachtet wurden. Hingegen resultierten bei allen Gruppen, die verhaltensspezifisches Feedback erhielten, signifikante und quantitativ bedeutende Zunahmen in der Energieeffizienz: Die Haushalte reduzierten den Stromverbrauch gegenüber aggregiertem Feedback um 6 bis 10 Prozent. Somit lässt sich durch verhaltensspezifisches Feedback der Spareffekt gegenüber typischen Schätzungen für aggregierte Informationen von Smart Meters etwa verdreifachen. In Einklang mit früheren Forschungsarbeiten ist auch festzustellen, dass Haushalte mit höherem Grundverbrauch als Reaktion auf ein verhaltensspezifisches Feedback deutlich mehr Energie sparen.

Zwischen den vier Gruppen, die ein verhaltensspezifisches Feedback erhielten, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei den Spareffekten. Mit finanziellen Anreizen zum Stromsparen sind somit die Spareffekte gegenüber der Gruppe, die ausschliesslich ein detailliertes Feedback erhielt, weder gestiegen noch gesunken. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass bewusstes Handeln ein Schlüsselmechanismus zur Förderung von Spareffekten ist.

Die Ergebnisse lassen auch ein ausgeprägtes tageszeitliches Muster erkennen: Die Spareffekte aufgrund von detailliertem Feedback sind am grössten in den Stunden, in denen die Menschen mehrheitlich zuhause sind und am meisten Strom verbrauchen. In den übrigen Stunden fällt dieser Effekt auf nahezu null. Während der Spitzenzeiten reduziert verhaltensspezifisches Feedback den Energieverbrauch um 10 bis 20 Prozent.

Ein klares Muster von Gewohnheitsbildung war nicht zu beobachten. Hingegen zeigte sich, dass die Spareffekte schwächer wurden, wenn die Haushalte weniger Meldungen von der Smartphone-App erhielten. Dies bestätigt ebenfalls, dass aufmerksames und bewusstes Handeln ein Schlüssel zur Förderung der Sparbemühungen von Haushalten ist.