Energiegenossenschaften: erneuerbare Energie dank starker lokaler Verankerung

Das Bild zeigt mehrere Hände, die einen Kreis bilden, durch den die Sonne scheint.

Energiegenossenschaften gibt es in der Schweiz seit über 120 Jahren – aber kaum Daten zu deren Strukturen und Perspektiven. WSL-Forschende erhoben diese in einer Befragung.

Der Ausbau erneuerbarer Energien wird die Strom- und Wärmeproduktion in der Schweiz weiter dezentralisieren. Impulse für diesen Prozess können regional und lokal verankerte Energiegenossenschaften geben. Dies ergab eine Umfrage der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Rahmen des NFP-71-Projekts "Kollektive Finanzierung erneuerbarer Energien".

Die Forschenden wandten sich an alle 289 im Handelsregister identifizierten Energiegenossenschaften, um Informationen zu deren Organisation, Tätigkeiten in der Strom- und Wärmeerzeugung, Finanzen, Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten zu erhalten.

Zahlreiche neue Energiegenossenschaften

Insgesamt 136 Energiegenossenschaften (47 %) nahmen an der Befragung teil. Die meisten der antwortenden Energiegenossenschaften erzeugen mit eigenen Photovoltaik-Anlagen Strom: 93 % betreiben solche Anlagen und 66 % wollen diese in den nächsten fünf Jahren ausbauen. Von den wärmeerzeugenden Genossenschaften nutzen 75 % verholzte Biomasse.

Insbesondere die etwa 150 Genossenschaften, die in den 1990-er Jahren und nach 2011 (Bundesratsentscheid zur Energiestrategie 2050) entstanden, nutzen fast ausschliesslich erneuerbare Energiequellen.

Trotz ihrer Stärken sehen Genossenschaften die Zukunft nicht rosig

Die meisten Energiegenossenschaften der Schweiz sind ökonomisch solide aufgestellt, jedoch nur begrenzt zuversichtlich im Hinblick auf ihr Wachstums- und Entwicklungspotenzial. Die am häufigsten genannten Faktoren, die ihre zukünftige Entwicklung begrenzen, sind die im Vergleich zu Deutschland geringere staatliche Förderung sowie unzureichende Absatzmöglichkeiten für die produzierte Energie. Darum schätzen etwa 60 % der antwortenden Genossenschaften das Wachstumspotenzial nur als klein und 27 % als mässig ein. Dennoch streben die meisten ein moderates Wachstum in verschiedenen Bereichen an, so vor allem bezüglich der Kapazität der Energieerzeugung, der Kundenzahl sowie des Geschäftsumsatzes.

"Insgesamt zeigt die Befragung, dass die Genossenschaften eine Pionierrolle dabei spielen können, die Produktion erneuerbarer Energie voranzubringen – und dies mit einer breiten Finanzierungsbasis und grossen öffentlichen Akzeptanz", hält Projektleiterin Irmi Seidl fest.